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In den Jahren 1920 bis 1930 machten sich die drei Bünde der Schützen in Nürnberg (Deutscher Schützenbund, Mittelfränkischer Schützenbund und Fränkischer Schützenbund) Gedanken darüber, wie die Gesellschaften und Vereine auf dem Lande besser unter ein organisatorisches Dach zu bringen seien.
Der Deutsche Schützenbund hatte die Aufsicht über alle Schützengesellschaften und Schützenvereine in Deutschland. Der Mittelfränkische Schützenbund war seinerzeit für die Erfassung der Scheibenstutzen (großkalibrige Waffen) zuständig und der Fränkische Schützenbund für Zimmerstutzen.
Alles in allem eine sehr umständliche Organisation für die Vereine. Deshalb strebte man eine andere Organisationsform an, die bessere Verbindungen mit den einzelnen Verbänden auf dem Lande durchführen konnte. Man wollte eigentlich nach dem Landkreis-System arbeiten. Da aber manche Landkreise dünn mit Schützenvereinen besiedelt waren, ließ man die politischen Grenzen fallen. Ins Auge gefasst wurden die Vereine um Altdorf und Neumarkt i.d.OPf. Aber wie sollte die Sache angefasst werden?
Man setzte sich mit einigen aufgeschlossenen Schützen in Verbindung, die Nürnberger hatten bald einen gefunden.
1. Schützenmeister Fritz Krehn von der Priv. Schützengesellschaft 1546 Altdorf und einige Getreue waren mit den Nürnbergern einig geworden, einen Gau zu gründen.
Am 20. Oktober 1927 beschloss man, in Altdorf ein öffentliches Zimmerstutzenschießen als Werbung für einen Gau durchzuführen. An drei verschiedenen Tagen wurde in der Schießhalle (Lobinger zu Altdorf) geschossen.
Der Erfolg war zwar nicht überwältigend, aber die Angelegenheit lief.
Am 30. Oktober 1927 wurden nun erste Schritte unternommen.
Im Protokollbuch der Altdorfer Schützen steht zu lesen. Werbeversammlung: Erschienen sind zu derselben:
Bundesvorsitzender König aus Nürnberg, ferner die Vereine: Altdorf, Berg, Feucht, Gersdorf, Haidelbach, Leinburg, Pfeifferhütte, Unterölsbach und Wendelstein.
1. Schützenmeister Fritz Krehn aus Altdorf eröffnete die Versammlung und erteilte dem Bundesvorsitzenden König aus Nürnberg das Wort.
Derselbe sprach ausführlich über Zweck und Ziele des Fränkischen Schützenbundes, sowie über Versicherung von Haftpflicht und Unfall. Jahresbeitrag pro Schütze damals zwei Reichsmark.
Nachdem die Vorsitzenden des 9. Gaues, mit Sitz in Neumarkt i.d.OPf., trotz persönlicher Rücksprache mit dem 1. Schützenmeister Krehn, und trotz schriftlicher Einladung nicht erschienen waren, wurde beschlossen, eine nochmalige persönliche Unterredung mit Herrn Krehn zu veranlassen. Letzterer wird beauftragt, mit den Verantwortlichen von Neumarkt i.d.OPf. unverzüglich eine weitere Versammlung zwecks Gründung eines Gaues einzuberufen.
Hierzu schreibt Herr Krehn in sein Tagebuch:
Am 4. Dezember 1927 folgte die Gründungs-Versammlung des Gaues, bei welcher:
- 1. Gauschützenmeister: Fritz Krehn – Altdorf
- 2. Gauschützenmeister: Hans Brunner – Pfeifferhütte
- Gauschriftführer u. Gaukassier: Franz Xaver Schießler – Altdorf
gewählt wurden. Außerdem von jedem anwesenden Verein ein Beisitzer (die Namen sind leider nicht bekannt). Sitz des Gaues ist Altdorf.
Das „Erste Gauschießen“ für Zimmerstutzen wurde mit der Fahnenweihe des Schützenvereins Pfeifferhütte durchgeführt. 134 Schützen aus Nah und Fern beteiligten sich an sieben Tagen vom 13. Mai bis 3. Juni 1928 an diesem Gauschießen in Pfeifferhütte, auch „Pechhütte“ genannt.
Im gleichen Jahr wurde ein 2. Gauschießen am 22. September 1928 in Berngau für Zimmerstutzen durchgeführt.
Das Gauschießen 1929 mit Zimmerstutzen übernahm die Schützengesellschaft „Tannenreis“ Neumarkt in der Zeit vom 21. Juli bis 3. August 1929.
Auch hier eine rege Beteiligung von 120 Schützen.
Das Gauschießen 1930 für Zimmerstutzen fand in Berg statt.
Im Jahr 1931 übernimmt Altdorf im Juni das Gauschießen für Kleinkaliber und im August für Zimmerstutzen. Erstmals wurde also ein Gauschießen für Kleinkaliber durchgeführt. In der Lokalzeitung stand zu lesen, daß der Besuch in Anbetracht der finanziellen Notlage bei der Bevölkerung gut zu nennen war. 50 Schützen waren am Stand. Interessant ist noch, daß die Einnahmen aus den beiden Schießen – 2.946,80 Reichsmark betrugen. Ausgegeben an Preisen wurden 2.000,00 Reichsmark.
1931 fand in der Vorstandschaft ein Wechsel statt. 2. Gauschützenmeister Hans Brunner – Pfeifferhütte, schied aus, an seine Stelle wurde Eduard Wendl aus Neumarkt gewählt.
Das Gauschießen 1932 für Kleinkaliber wurde in Moosbach, für Zimmerstutzen in Ochenbruck durchgeführt.
Bei der Gauversammlung am 29. Januar 1933 in Altdorf waren 70 Schützen anwesend.
Der Gau zählte damals schon 15 Vereine mit 265 Mitgliedern.
Das Gauschießen 1933 für Kleinkaliber wurde in Burgthann, das für Zimmerstutzen in Berg durchgeführt.
Das Gauschießen 1934 fand in Pfeifferhütte statt. 114 Schützen gingen an den Stand.
Die Schützenvereine Dietfurt und Mittelrohrenstadt schlossen sich 1934 unseren Gau an.
Der Schießbetrieb wurde ab 1934 immer wieder gestört, neue Anordnungen der damaligen Regierung erfolgten ständig. Man fing sogar an, den aufgebauten Gau zu zerstückeln. Neumarkt kam zum Gau Ingolstadt. Alle anderen Vereine der Oberpfalz wurden dem Ostmark-Gau angegliedert. Die Vereine um Altdorf kamen zum Gau Lauf, Pegnitz und Schwabach.
1. Gauschützenmeister Fritz Krehn wurde 1934, trotz seiner Verdienste, aus politischen Gründen abgesetzt.
Die Neuwahl am 31. März 1935 ergab ein Sektionsmeisteramt (Schützenmeisteramt durfte aus politischen Gründen nicht gewählt werden).
- 1. Sektionsleiter: Fritz Ruhland – Pfeifferhütte
- 2. Sektionsleiter: Heinrich Oschatz – Burgthann
- Sektionskassier u. Schriftführer: Georg Reitenspieß – Altdorf
Das Gauschießen für Zimmerstutzen 1935 fand mit 67 Teilnehmern in Wendelstein statt.
Beim Gauschießen für Kleinkaliber in Grünsberg-Weinhof waren 42 Schützen am Stand.
Die Vereine Oberferrieden und Lindelburg treten dem Gau 1935 bei.
Die Mitgliedszahl nahm 1935 durch die politische Umorganisation rapide ab. Der Gau zählte nur noch 190 Mitglieder in 11 Vereinen bzw. Gesellschaften. Am 31. März 1935 wurde in der Vertreterversammlung in Altdorf der Gau in „Sektion Altdorf“ umbenannt.
Bei der Gauversammlung 1936 legte Georg Reitenspieß sein Amt als Sektionskassier und Schriftführer nieder.
Hans Werner aus Pfeifferhütte wird Sektionskassier, Jakob Grötsch aus Burgthann Sektionsschriftführer.
Beim Gauschießen 1936 für Zimmerstutzen in Pfeifferhütte waren 85 Schützen am Stand.
Im Jahre 1936 wurde auch ein Gauschießen für Kleinkaliber in Altdorf durchgeführt, bei schwacher Beteiligung. Nur 48 Schützen waren am Stand. Zu allem Unglück brannte am 1. August 1937 durch ein Großfeuer die ganze Schießstätte in Altdorf ab.
1937 wurden die Schützenverbände und Einzelorganisationen aufgehoben bzw. verboten. Alle Schützen wurden im Deutschen Schützenverband des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen unter politischer Leitung zusammengefasst.
Einzelne Schießen fanden nur noch selten statt. Der Schützengeist war am Boden zerstört.
1938 fand das Gauschießen in Altdorf statt. Teilnehmerzahl und Schützenkönig sind nicht bekannt.
Der unglückselige zweite Weltkrieg von 1939-1945 brachte dem Schützenleben einen fast unüberwindlichen Rückschlag.
Die Besatzungsmächte brachten die Ausübung des Schießsportes allzu oft mit dem Militarismus in Verbindung und untersagten alles, was kurzweg mit „Schießen“ in Zusammenhang gebracht werden konnte.
Die Sieger hatten Deutschland ausgebeutet,
Schützenhäuser wurden zum Teil vernichtet, die Waffen mussten die Vereine abgeben, alles was wertvoll war wurde verschleppt. Nur den Schützengeist konnte man nicht verschleppen.
Überall in den deutschen Gauen und Städten wurde der Schützengeist wieder lebendig.
Es gründeten sich wieder Schützengesellschaften u. Schützenvereine.
Primitiv war es, wie damals alles wieder neu angefangen hatte.
Schusswaffen waren damals noch nicht erlaubt und deshalb waren zuerst Pfeil u. Bogen und Armbrust die Sportgeräte.
Später wurden dann Luftgewehre genehmigt.
Aus den ursprünglich einfach gebauten Luftgewehren wurden im Lauf der Zeit Präzisionswaffen bester Qualität.
Die Gauschießen von 1928 bis 1951
Jahr | Gauschießen | Verein | Teiln. |
---|---|---|---|
1928 | 1. Gauschießen | SV Pfeifferhütte | 134 |
1929 | 2. Gauschießen | SG 1433 Neumarkt | 120 |
1930 | 3. Gauschießen | SV Berg | ? |
1931 | 4. Gauschießen | PSG Altdorf | 50 |
1932 | 5. Gauschießen | KK-SV Moosbach | ? |
1933 | 6. Gauschießen | SV Burgthann | ? |
1934 | 7. Gauschießen | SV Pfeifferhütte | 114 |
1935 | 8. Gauschießen | SG Wendelstein | 67 |
1936 | 9. Gauschießen | SV Pfeifferhütte | 85 |
1937 | Kein Gauschießen | ||
1938 | 10. Gauschießen | PSG Altdorf | ? |
1939-1951 | Keine Gauschießen |
Gauschützenkönige von 1928 bis 1951
Jahr | Name | Verein |
---|---|---|
1928 | Fritz Tröster | PSG Altdorf |
1929 | Nicht bekannt | |
1930 | Nicht bekannt | |
1931 | Anton Steber | PSG Altdorf |
1932 | Ferdinand Eckard | PSG Altdorf |
1933 | Nicht bekannt | |
1934 | Jakob Kästel | Sch.V. Pfeifferhütte |
1935 | Jakob Kästel | Sch.V. Pfeifferhütte |
1936 | Jakob Kästel | Sch.V. Pfeifferhütte |
1937 | Kein Gauschießen | |
1938 | Nicht bekannt | |
1939-1951 | Keine Gauschießen |
Dieser Abschnitt der Gauchronik wurde vom GESM Rudolf Hein – Altdorf verfasst.
Von GESM Hans Lang – Pfeifferhütte im Jahre 2004 überarbeitet.